Kurzgeschichten und Gedichte

Die Freundschaft siegt

Die Freundschaft siegt

Ein unvergesslicher Nachmittag

Es war ein sonniger Nachmittag im Spätsommer, als Anna und Lena, wie so oft, gemeinsam in ihrem Lieblingscafé saßen. Die beiden jungen Frauen waren seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Egal was im Leben passierte – sie konnten sich immer aufeinander verlassen. Heute war ein ganz gewöhnlicher Tag, dachte Anna, als plötzlich die Tür des Cafés aufschwang und ein Mann eintrat, der ihr sofort den Atem raubte.

«Hast du den gesehen?», flüsterte sie Lena zu, die neugierig zu der Tür blickte.

«Oh mein Gott», antwortete Lena leise und ihre Augen weiteten sich. «Er sieht aus wie aus einem Film!»

Der Fremde setzte sich an einen Tisch in ihrer Nähe, und obwohl beide sich bemühten, nicht zu starren, konnten sie ihre Blicke nicht von ihm abwenden. Es war, als ob der Raum sich um ihn herum verändert hatte. Seine lässige Art, der charmante Blick – alles an ihm schien perfekt.

«Wie heißt er wohl?», fragte Anna nach einer Weile.

«Keine Ahnung, aber ich wette, er heißt etwas ganz Elegantes wie Alexander oder vielleicht Marc», scherzte Lena, und die beiden brachen in Lachen aus.

Doch hinter dem Lachen spürte Anna ein Kribbeln, das sie überraschte. Warum machte es ihr plötzlich was aus, dass Lena genauso begeistert war wie sie? Es war doch nur ein Fremder...

Als sie das Café verließen, war das Bild dieses Mannes noch immer in Annas Kopf. Sie konnte nicht ahnen, dass dieser Nachmittag ihre Freundschaft zu Lena auf eine harte Probe stellen würde.


Die Freundschaft siegt

Die ersten Zweifel

Am nächsten Tag konnten Anna und Lena nicht aufhören, über den Fremden aus dem Café zu sprechen. Beide schwärmten gleichermaßen von seinem Aussehen, seiner Ausstrahlung und der geheimnisvollen Art, die ihn umgab. Doch während sie lachten und sich gegenseitig neckten, spürte Anna etwas, das sie zuvor nie gefühlt hatte – Eifersucht.

«Weißt du, ich glaube, ich hab mich wirklich ein bisschen in ihn verliebt», gestand Anna zögerlich, als sie zusammen durch den Park spazierten.

Lena sah sie überrascht an. «Echt jetzt? Ich dachte, wir machen nur Spaß... Aber ich muss zugeben, er ist schon der Wahnsinn.»

Ein unangenehmes Schweigen entstand. Es war das erste Mal, dass die beiden Freundinnen einander mit solch ernsten Augen betrachteten. War es möglich, dass dieser Fremde, den sie kaum kannten, einen Keil zwischen sie treiben könnte?

«Naja, ich meine...», begann Lena und senkte den Blick. «Vielleicht sollte das einfach so bleiben wie es ist, oder? Ich meine, er weiß ja nicht mal, dass wir existieren.»

Anna nickte langsam, doch tief in ihrem Inneren wünschte sie sich, dass Lena anders reagiert hätte. Es war das erste Mal, dass sie eine Rivalin in ihrer besten Freundin sah, und das machte ihr Angst.

«Ja, vielleicht hast du recht», antwortete Anna, aber die Unsicherheit in ihrer Stimme blieb nicht unbemerkt.

In den nächsten Tagen versuchten beide, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Doch jedes Mal, wenn sie über den Fremden sprachen, wurde das Lächeln ein wenig gezwungener, die Worte ein wenig distanzierter. Die Freundschaft, die immer so unzerbrechlich schien, begann zu wanken.


Die Freundschaft siegt

Die Entscheidung

Einige Tage vergingen, und Anna und Lena hatten sich, ohne es wirklich zu wollen, etwas voneinander entfernt. Beide fühlten, dass etwas zwischen ihnen stand, aber keiner wollte es aussprechen. Doch eines Nachmittags kam alles ans Licht.

Anna und Lena schlenderten wie gewohnt durch die Innenstadt, als sie plötzlich an einem kleinen Buchladen vorbeikamen – und genau dort stand er. Der Fremde aus dem Café.

«Da ist er!», flüsterte Anna aufgeregt und zog Lena am Arm.

Der Mann bemerkte die beiden Frauen und lächelte ihnen zu, bevor er in den Laden verschwand.

«Das ist unsere Chance!», sagte Lena entschlossen und machte einen Schritt in Richtung der Tür.

Anna blieb stehen, ihr Herz klopfte wild. «Warte, Lena», sagte sie und hielt ihre Freundin zurück. «Was machen wir hier eigentlich? Ist es das wirklich wert?»

Lena blieb stehen und drehte sich langsam zu Anna um. «Was meinst du?»

«Diesen Typen... Wir kennen ihn doch gar nicht. Und doch lassen wir zu, dass er zwischen uns steht. Unsere Freundschaft ist so viel wertvoller als irgendein Kerl, den wir kaum kennen», sagte Anna, ihre Stimme sanft, aber bestimmt.

Lena starrte Anna an, und für einen Moment war die Spannung zwischen ihnen fast greifbar. Dann atmete Lena tief durch und lächelte schwach. «Du hast recht», sagte sie leise. «Ich weiß nicht, was mit uns los war. Ich will nicht, dass unsere Freundschaft an so etwas zerbricht.»

Anna fühlte, wie sich die Last von ihrem Herzen löste. «Ich auch nicht», stimmte sie zu.

Sie umarmten sich fest, als wollten sie die letzten Tage voller Unsicherheiten und Zweifel hinter sich lassen. Es war ein Moment der Versöhnung, in dem beide erkannten, dass ihre Freundschaft stärker war als jede flüchtige Verliebtheit.

Der Fremde trat wieder aus dem Laden, sah die beiden an und nickte ihnen zu. Doch Anna und Lena lächelten nur und drehten sich um. Er spielte keine Rolle mehr.


Die Freundschaft siegt

Die Freundschaft siegt

Als Anna und Lena gemeinsam die Straße entlanggingen, fühlten sie sich leichter als je zuvor. Die Wolken des Misstrauens und der Unsicherheit hatten sich aufgelöst. Sie hatten etwas Wichtiges erkannt – ihre Freundschaft war unersetzlich, und kein Mann konnte das Band zwischen ihnen trennen.

«Ich kann nicht glauben, dass wir uns fast wegen ihm gestritten hätten», sagte Lena und lachte leise. «Was haben wir uns nur dabei gedacht?»

Anna nickte zustimmend und lächelte. «Manchmal lässt man sich einfach von solchen Gefühlen mitreißen. Aber am Ende zählt doch nur, dass wir zueinander halten.»

Sie setzten sich auf eine Parkbank und beobachteten das bunte Treiben um sie herum. Es war einer dieser ruhigen Momente, in denen man spürte, wie wertvoll echte Freundschaft wirklich ist.

«Weißt du», begann Lena nach einer Weile, «vielleicht hätten wir ihn einfach ansprechen sollen, um all das Drama zu vermeiden.»

Anna kicherte. «Vielleicht. Aber irgendwie war das Ganze auch eine Lektion für uns. Wir haben gemerkt, dass unsere Freundschaft alles übersteht.»

Lena sah sie an, ihre Augen voller Wärme. «Ich bin so froh, dass wir darüber gesprochen haben. Nichts auf dieser Welt ist mir so wichtig wie unsere Freundschaft.»

«Mir geht es genauso», antwortete Anna und drückte Lenas Hand. «Egal, was passiert, wir haben immer uns.»

Die beiden blieben noch eine Weile sitzen, während die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand und den Himmel in goldenes Licht tauchte. Sie sprachen über alte Erinnerungen, lachten über ihre Missverständnisse und schmiedeten Pläne für die Zukunft. Der Fremde war längst vergessen, denn das, was wirklich zählte, hatten sie bereits gefunden: eine Freundschaft, die jede Herausforderung überstand.

Am Ende dieses Tages wussten Anna und Lena, dass nichts sie jemals auseinanderbringen konnte. Sie hatten die wichtigste Prüfung ihres Lebens bestanden – und ihre Freundschaft hatte gesiegt.

Autor: Ralph von Mezz

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