Nehmet saß ganz still, rührte sich nicht.
Die tote Schwester fest im Arm.
Aus seinen braunen Kinderaugen,
Rann ein nicht enden wollender Tränenstrom.
Krieg und Zerstörungen überall.
Um ihn herum, - war nur der Tod.
Alles Leben schien erloschen.
Tote Leiber überall, - Mutter, Vater, Bruder.
Aus ihren aufgerissenen Bäuchen,
Quollen die Gedärme hervor,
Grünlich, bläuliches Gedärm,
Monströs, verschlungen wie Schlangen,
Der Hölle erst entsprungen.
Über allem, lag Todeshauch,
Und Kampfesrauch, - ließ alle Pflanzen welken.
Als sei das Grauen nicht genug,
Hub wieder an das Kriegsgetümmel.
Entsetzt starrt der Junge auf seine Hand,
Die er abwehrend hob.
Eine Kugel riss sie fort.
In roten Sprüngen, - tanzt ein Blutstrahl auf und ab.
Der Schock nahm ihm allen Schmerz.
Müdigkeit, Dunkelheit, - stille stand sein Herz.
Ein stummer Schrei, -
Ließ die Himmelsfeste erbeben.
Gott, mein Gott - wo bist du?
Kleiner Freund, - ich kenne dich nicht.
Ich hab Dein Schicksal im Fernsehen gesehen.
Ich hab dich „Nehmet“ genannt.
Nie vergesse ich Dein Gesicht, Dein Leid, Deine Not.
Zu grausam, zu schmerzhaft war das Geschehen!
So manche Nacht, - lag ich wach
Und hab über Gott und Kirche nachgedacht.
copyright by kurzgeschichten-gedichte.de
eingereicht von Horst Werner Bracker